Sind Zecken gefährlich – welche Krankheitserreger können sie übertragen?

Zecken können die verschiedensten Erreger beherbergen und diese durch Stiche übertragen. Entsprechend groß ist die Zahl der Krankheiten, die sich nach einem Zeckenstich entwickeln können. Ab wann Zecken diese Krankheitserreger übertragen, ist unterschiedlich und hängt davon ab, wo im Körper der Zecke der Erreger angesiedelt ist. Es gibt Erreger, die direkt beim Einstich in den Wirtsorganismus übergehen, andere Erreger werden erst nach 12 Stunden Blutsaugen übertragen. Hier finden Sie – neben dem FSME-Virus und den Borreliose-Bakterien – einige weitere Krankheitserreger, die durch einen Zeckenstich übertragen werden können, in alphabetischer Reihenfolge:

Das Gefährliche an Zecken sind die verschiedenen Krankheitserreger, die sie beherbergen und durch Stiche übertragen können. Das kann zu schweren Krankheiten führen, unter anderem zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Babesiose

Babesien innerhalb von Erythrozyten in einem Blutausstrich. Quelle: CDC/Steven Glenn; Laboratory & Consultation Division

Die Krankheit tritt überwiegend in den Regionen am Mittelmeer auf. Fieber, Müdigkeit und Muskelschmerzen sind Kennzeichen der Babesiose. Sie kommt beim Menschen allerdings selten vor.
Bei Rindern und Hunden tritt sie häufiger auf: Parasiten zerstören dabei die roten Blutkörperchen, was zum Tod des Tieres führen kann. Diese Tierkrankheit ähnelt der menschlichen Malaria, deshalb spricht man in Deutschland manchmal auch von „Hundemalaria“. In Deutschland überträgt hauptsächlich die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) die Babesien.

Borreliose

Die Borreliose ist eine durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöste Infektionskrankheit.

Die Borreliose ist eine durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöste Infektionskrankheit. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Wenn Borreliose im Frühstadium erkannt wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Können sich die Borrelien über längere Zeit ungehindert im Körper ausbreiten, können sie irreparable Langzeitschäden verursachen. Eine Antibiotikatherapie kann sich dann auch über mehrere Wochen hinziehen. Gegen Borreliose gibt es – anders als gegen FSME – keine Impfung für den Menschen.

Ehrlichiose

Sie wird von Bakterien („Ehrlichien“) verursacht, die von verschiedenen Zeckenarten übertragen werden. Meist verläuft eine Ehrlichiose symptomlos. Es kann jedoch auch zu Fieber, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen, zu Übelkeit oder zu Komplikationen durch Zusatzinfektionen mit anderen Bakterien kommen. Menschen sowie Tiere können sich mit den Ehrlichien infizieren.

Rickettsiose (Fleckfieber)

Zecken können verschiedene Arten von Erregern übertragen, die Fleckfieber auslösen. In Europa ist das Mittelmeer-Fleckfieber bekannt, das hauptsächlich in den Regionen um das Mittelmeer vorkommt. Die Krankheit wird durch Rickettsien, eine Bakterienart, ausgelöst und kann Mensch sowie Tier befallen.

FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die bei Patienten zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und sogar tödlich enden kann. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Mit dem FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein klarkommen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können Langzeitschäden wie Schluckbeschwerden oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen FSME für diejenigen, die in sogenannten FSME-Risikogebieten Zecken exponiert sind, entweder weil sie dort leben oder dorthin reisen.

Krim-Kongo-Fieber

Die Krankheit wird durch das CCHF-Virus (Crimean-Congo Haemorrhagic Fever Virus) ausgelöst. Die Zecke nistet sich im Fell von Schafen, Ziegen, Kühen, Hasen oder Kamelen ein und nimmt das Virus mit dem Blut der infizierten Tiere auf. Sticht die Zecke einen Menschen, bringt sie damit die Erreger in dessen Blutbahn. Nicht nur durch einen Zeckenstich, auch im direkten Kontakt mit erkrankten Tieren kann der Mensch sich infizieren. Das Virus kann die Blutgerinnung des Menschen verhindern. Es kommt zu Darmblutungen, Bluterbrechen und inneren Blutungen. Bei jedem Zweiten verläuft die Krankheit tödlich, einen Impfschutz gibt es derzeit noch nicht. Das Krim-Kongo-Fieber ist bisher in Südosteuropa (z. B. im Sommer 2006 an der Schwarzmeerküste mit zwei Todesfällen), Asien oder Afrika aufgetreten.

Weitere Krankheiten

Es gibt noch zahlreiche weitere Krankheitserreger, die weltweit von Zecken übertragen werden können – insgesamt circa 50 verschiedene. Die meisten sind aber sehr selten oder kommen in unseren Breitengraden gar nicht vor.

Seltene Krankheiten – Zecken können Erreger übertragen

Zusätzlich zu den oben genannten werden folgende Krankheiten beschrieben, deren Erreger durch Zecken übertragen werden:

  • Fleischallergie nach Zeckenstich – bislang sind nur Menschen betroffen
    Im Sekret bestimmter Zeckenarten – unter anderem der in Deutschland verbreiteten Ixodes ricinus („Gemeiner Holzbock“) – wurde das Zuckermolekül alpha-Gal nachgewiesen. Dieses Molekül findet sich auch in rotem Fleisch. Noch ist jedoch unklar, weshalb der Verzehr von rotem Fleisch bei einigen Menschen zur Bildung des Antikörpers Immunoglobulin E (IgE) führt, der insbesondere für Allergien verantwortlich ist. Denkbar ist, dass bei diesen Menschen durch den Stich mit einer alpha-Gal im Speichel tragenden Zecke die Bildung größerer Mengen von alpha-Gal-spezifischen IgE-Antikörpern induziert wird. Diese Antikörper können dann nach dem Verzehr von rotem Fleisch allergische Reaktionen hervorrufen. Die Symptome reichen von Hautausschlägen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks.
     

  • Colorado-Zeckenfieber (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Das Colorado-Zeckenfieber wird durch ein Virus aus der Familie der Reoviridae ausgelöst. Das Zeckenfieber kommt vor allem in Bergregionen über 1700 Meter in den USA und Kanada vor und wird deshalb auch Bergfieber genannt. Das Colorado-Fieber verläuft selten tödlich. Typische Symptome sind leichtes Fieber und selten ein Hautausschlag.
     
  • Heartwater (nur Huftiere sind betroffen)
    Heartwater, eine Art der Ehrlichiose,, wird von Bakterien verursacht und löst bei betroffenen Huftieren Flüssigkeitsansammlungen um das Herz oder in der Lunge aus. Die Krankheit kommt im subsaharischen Afrika sowie auf einigen der westindischen Inseln vor. Erstmals beschrieben wurde die Krankheit in den 1830-ern.
     
  • Indische Waldkrankheit (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Der Erreger des indischen Waldfiebers – auch Kyasanur-Wald-Fieber – ist ein Virus und wird durch Zeckennymphen in Indien übertragen und zählt erst seit 1990 als eigene Krankheit. Drei bis sieben Tage nach dem Stich können Fieber, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen auftreten sowie Blutungen aus Mund, Nase und Magen-Darm-Trakt. In einer zweiten Krankheitsphase sind ein Fieberanstieg und Hirnhautentzündung möglich. In fünf bis fünfzehn Prozent der Fälle kann die indische Waldkrankheit tödlich enden.
     
  • Q-Fieber (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Das Query-Fieber wird durch das Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst und wird von Tieren auf Menschen übertragen – in Deutschland vor allem durch Schafe. Die Ansteckung mit dem Erreger erfolgt durch Einatmen, das Q-Fieber macht sich durch grippeähnliche Symptome beim Menschen bemerkbar.

    Achtung: Die als Queensland-Zeckenstichfieber bezeichnete Krankheit, die in Australien vorkommt, wird durch andere Bakterien – die  Rickettsien - verursacht.
     
  • Rocky-Mountain-Fleckfieber (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Der Name Rocky-Mountain-Fleckfieber ist für die Infektion mit Rickettsien zu eng gefasst. Zecken können diesen Krankheitserreger auch weit außerhalb der Rocky-Mountains übertragen: betroffen sind die USA, Süd-Kanada, Mexiko und große Teile Südamerikas. Symptome sind plötzliches Fieber, Kopfschmerz, Übelkeit mit Erbrechen, Muskelschmerzen und Hautausschlag. Der Ausschlag aus nicht juckenden Flecken an Handgelenken, Fußknöcheln und Unterarmen ist namensgebend für das Rocky-Mountain-Fleckfieber – ist aber nur bei jedem zweiten Betroffenen zu beobachten. Eine Behandlung mit Antibiotika muss bereits im Verdachtsfall sofort begonnen werden. Die Krankeit verläuft in 3-5 Prozent der Fälle tödlich.
     
  • Südafrikanisches Fleckfieber (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Die Erreger des südafrikanischen Fleckfiebers sind Rickettsien – diese Bakterien können beim Stich der Amblyomma-Zecken in Südafrika übertragen werden. Das südafrikanische Fleckfieber zählt zu den Rickettsiosen. Symptome: zehn Tage währendes Fieber, Nackensteifigkeit, gelegentlich Knötchenbildung um die Einstichstelle mit bräunlich-schwarzer Kruste, Kopfschmerzen und Gelenkbeschwerden. Therapie: Antibiotika.
     
  • Tularämie (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Die Tularämie wird durch das Bakterium Francisella tularensis übertragen, unter anderem durch Zeckenstiche, durch Einatmen oder die Aufnahme von verseuchtem Wasser oder Fleisch. Der Erreger kommt sowohl in Nordamerika als auch in Europa vor und kann schwere Krankheitsbilder hervorrufen, da er hochansteckend ist. Neben grippeähnlichen Symptomen können zahlreiche andere Beschwerden wie Lichtempfindlichkeit oder Atemnot auftreten. Bei Infektionen mit dem europäischen Subtyp sind Todesfälle, auch ohne Behandlung, sehr selten.
     
  • Zecken-Rückfallfieber (Mensch und Tier können betroffen sein)
    Das Zecken-Rückfallfieber wird zu den menschlichen Borreliosen gezählt – Krankheitserreger sind Borrelien. Die Krankheit zeichnet sich durch mehrmalige Fieberschübe aus, dazu kommen Gelenk-, Kopf-, Glieder- und Brustschmerzen sowie Übelkeit. Die Borrelien können zudem auch das zentrale Nervensystem in Form einer Hirnhautentzündung befallen. Die Behandlung erfolgt durch Antibiotika. Das Zecken-Rückfallfieber kommt in Europa in Spanien und Portugal vor, weltweit in Nord- und Mittelamerika und im südlichen Afrika. Unbehandeltes Zecken-Rückfallfieber endet in einem Fünftel der Fälle tödlich.